FER-Leitfaden zum Nachhaltigkeitsmanagement
Von der Fachkommission der FER wurde ein Diskussionspapier publiziert, welches einen Leitfaden zum Nachhaltigkeitsmanagement und deren Berichterstattung für KMU enthält.
Die Berichterstattung soll für KMU auf freiwilliger Basis erfolgen sowie flexibel zu implementieren sein. Für eine transparente Berichterstattung werden von der FER-Fachkommission folgende Schritte empfohlen:
In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsmanagement und zur Berichterstattung für KMU
«Schritt 1: Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten klären – Wer kümmert sich darum? […] Gemäss den gesetzlichen Vorgaben (Art. 716a OR) obliegt bei einer Aktiengesellschaft dem Verwaltungsrat die Oberleitung über die Gesellschaft. Dabei hat er die Möglichkeit, bestimmte Aufgaben innerhalb dieses Rahmens an die Geschäftsleitung zu delegieren.
Schritt 2: Anspruchsgruppen analysieren und verstehen – Wer hat welche Interessen? Unternehmen und Organisationen müssen verstehen, welche externen und internen Gruppen – z. B. Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende, Kapitalgeber oder die Öffentlichkeit – sich im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit für sie interessieren. […]
Schritt 3: Nachhaltigkeitsambition festlegen – Welche Positionierung wird angestrebt? Nach der Analyse der Anspruchsgruppen legt das Unternehmen oder die Organisation fest, welches Gewicht Nachhaltigkeit in der Geschäftsstrategie haben soll. Werden nur die gesetzlichen Mindestvorgaben befolgt oder soll Nachhaltigkeit zum Kern des Geschäftsmodells gemacht werden?
Schritt 4: Wesentliche Themen ermitteln – Welche Themen sind wesentlich? Das Unternehmen oder die Organisation identifiziert zunächst die spezifischen nachhaltigkeitsbezogenen Themen. Zur Bestimmung, welche Themen wesentlich sind, werden zwei Perspektiven berücksichtigt: Die Umweltrelevanz (Auswirkungen der eigenen Tätigkeit auf die Umwelt und Gesellschaft) und die Geschäftsrelevanz (Auswirkungen von Umwelt und Gesellschaft auf die eigene Tätigkeit). […]
Schritt 5: Fahrplan mit Zielen und Massnahmen erarbeiten – Welche Handlungsfelder werden priorisiert und wie entsprechend adressiert? […]
Schritt 6: Massnahmen umsetzen und Fortschritt messen – Welche Kennzahlen werden zur Leistungs- und Fortschrittsmessung verwendet? […] Die festgelegten Massnahmen müssen aktiv umgesetzt und ihr Fortschritt kontinuierlich gemessen werden. Zur Leistungs- und Fortschrittsmessung eignen sich individuelle Kennzahlen.
Schritt 7: Nachhaltigkeitsberichterstattung – Wie werden Ergebnisse kommuniziert? Am Ende dieses Prozesses steht die Kommunikation der Bemühungen und Ergebnisse. Ein Nachhaltigkeitsbericht dient nicht nur als Dokumentation, sondern auch als Instrument zur Kommunikation gegenüber Anspruchsgruppen.
Ansprüche der Stakeholder im Diskussionspapier
- Mitarbeitende: Ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement hat einen direkten Einfluss auf die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit. Durch die Implementierung von Massnahmen, die beispielsweise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern, wird nicht nur die Lebensqualität der Mitarbeitenden verbessert, sondern auch ihre Identifikation mit dem Unternehmen und dessen nachhaltigen Produkten gestärkt. Dies wiederum erhöht die Motivation und Produktivität und trägt zur Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber bei.
- Kundinnen/Kunden: Ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement und ein Nachhaltigkeitsbericht können vor dem Hintergrund einer wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen die Kundenzufriedenheit und -bindung erhöhen.
- Öffentlichkeit: Ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement in einem Unternehmen oder einer Organisation leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft und Umwelt. Berücksichtigt ein Unternehmen oder eine Organisation Nachhaltigkeitsaspekte in seinen Entscheidungsprozessen, führt dies zu einer gesteigerten gesellschaftlichen Akzeptanz.
- Vereinsmitglieder/Spender und Spenderinnen: Ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement und ein Nachhaltigkeitsbericht schaffen gerade bei Nonprofit-Organisationen Transparenz für Vereinsmitglieder sowie für Spenderinnen und Spender. Damit wird das Vertrauen in die Organisation erhöht.
- Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber: Eigenkapitalgeber bewerten die langfristige Wertsteigerung und die Risikominimierung häufig unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten, was ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement positiv beeinflussen kann. Für Fremdkapitalgeber, insbesondere kreditvergebende Banken, sind Nachhaltigkeitsberichte und ein solides Nachhaltigkeitsmanagement zunehmend entscheidend, da unter anderem diese Faktoren im Kreditvergabeprozess berücksichtigt werden.
- Wettbewerber: Ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement kann dazu beitragen, dass sich ein Unternehmen oder eine Organisation positiv von weniger nachhaltig agierenden Wettbewerbern abheben und einen Wettbewerbsvorteil erzielen kann.»
Quelle:
Diskussionspapier Nachhaltigkeit in der FER (inkl. Entwurf FER-Leitfaden zur Umsetzung) (04.2024)